Mein erster Schultag

Halb 7 Aufstehen. Das ist echt früher als zu Hause alltäglich! Aber bei vier Mädels in einem Bad wusste ich nicht, wie die Auslastung am Morgen ist. Der Plan war aber gut und es wird auch in den kommenden Tagen so bleiben. Getroffen habe ich aber keine der Mädels so richtig. Es huschte mal jemand ins Bad oder durch den Flur, aber an Absprachen oder ein gemeinsames Frühstück war überhaupt nicht zu denken. 

Ich traf Keum aus Korea an der Haltestelle, sie war kurz vor mir aus dem Haus entschwunden. Sie ist im gleichen Lehrgebäude wie ich und somit war ich mir sicher, dass ich ohne Suchen am richtigen Haus ankommen werde.

Erstmals habe ich einen vollen Skytrain erlebt. Das wird mir nun jeden Morgen und sicher auch Nachmittag blühen.

Unser Lehrer Michael war mir gleich bei der Begrüßung sympathisch. Er hat eine total lockere Art und gestaltete den ganzen Tag mit vielen Spielchen und Gesprächen.

Erst mal kurze Vorstellung, da unter uns 14 Studenten sieben Neulinge waren. Die Brasilianer sind übermächtig, aber auch Koreaner, Japaner, Thailänder, Vietnamesen und ein Schweizer sitzen in der Klasse. Den Schweizer hatte ich gestern bereits in der Orientierungsklasse sitzen und ich war erstaunt, dass ich in den gleichen Kurs wie er eingestuft wurde. Er spricht sehr selbstverständlich Englisch.

Mir blüht diese Woche echt Vokabellernen!  Und was für welche!

Die Methoden in der Schule gefallen mir nach dem ersten Tag ausgesprochen gut. Es geht viel ums Verstehen, sowohl lesend als auch hörend. Und dabei nicht immer um die genaue Übersetzung sondern vergleichende Texte, die eigentlich etwas weiterführende Aussagen haben und gewisse ähnliche Keywörter beinhalten, die zugeordnet werden müssen. So etwas habe ich noch nie machen müssen, ist aber auch eine Herausforderung, die sogar Spaß macht. Zumal hier niemand an den „Pranger“ gestellt wird.  

Und immer wieder zwischendurch „Spiele“, die viel Partnerarbeit erfordern mit vielen Mitstudenten. Die Zeit verging sehr schnell und ich habe durch den zeitigen Beginn morgens auch schon relativ zeitig Schluss.

In der Pause habe ich mir erst mal ein Studententicket für den Vancouver-Lookout gekauft. Das werde ich dann in den kommenden Tagen mal machen. Und außerdem ist nächste Woche Holiday on Ice in Vancouver. Sie bieten hier die Studententickets für 30 Dollar an. Dafür kann man sich so etwas schon mal anschauen. Vielleicht ist ja sogar Brian Orser oder ein anderer kanadischer Starläufer dabei?

Für heute hatte ich keinen Plan. Wusste ja auch nicht, wie lange die Schule geht. Deshalb trödelte ich erst mal raus in Richtung Canada Place und genoss das Wetter. Plötzlich stehe ich vor etwas Besonderem. Das kenne ich doch!

Ja, es war die Fackel für das Olympische Feuer zur Winterolympiade 2010 in Vancouver, The Olympic Cauldron.

Irgendwie ist es beeindruckend, an solch einer berühmten Stelle zu stehen, die vor neun Jahren der Mittelpunkt der Olympischen Spiele hier gebildet hat. Die Flamme wurde am 12. Februar 2010 entzündet und markierte damit die offizielle Eröffnung der  Spiele. Damals hatten 12.000 Fackelträger über 45.000 km die Flamme durch das Land von Küste zu Küste getragen.

Sogar heute noch wird die Flamme zu besonderen Anlässen entzündet, um wichtige Erfolge und Ereignisse zu feiern.

Ich spazierte noch etwas am Canada Place herum und machte Fotos. Canada Place ist ein markantes Gebäude am Ufer des Burrard Inlet. Es beherbergt das Messe- und Kongresszentrum Vancouver Convention & Exhibition Centre, das Pan Pacific Hotel und das weltweit erste IMAX-Kino. Markant sind die riesigen Segel, die auf dem Dach gebaut wurden und damit allen Kreuzfahrtschiffen, die hier anlegen, einen guten Wegweiser und ein bekanntes Wahrzeichen von Vancouver bieten.

Meine Wanderung führte mich wieder nach Gastown, irgendwie hat es mir die Dampfuhr angetan. Halb 4 dann wieder das Schauspiel mit der trötenden Uhr. Irgendwie ist es total lustig.

Ich wollte noch weitergehen zu Gassy Jack. Er gilt als der erste Vancouverite. 1867 war der Engländer John Deighton mit seiner Frau hier angekommen und wollte mit einer Kneipe sein Geld verdienen und sich ein neues Leben aufbauen. Er kam in der Wildnis an, zimmerte einen Gastraum zusammen und schnell kamen viele der Goldschürfer und Waldarbeiter zu ihm in die Kneipe und bauten rundum viele Häuser auf. Warum auch immer nannten die Menschen ihn Gassy Jack und damit die entstandene Stadt Gastown, so wie der Stadtteil noch heute heißt. Zwanzig Jahre später hatte zwar ein Buschfeuer die ganze Stadt innerhalb einer Stunde dahingerafft, aber die Arbeiter bauten sofort wieder alles neu auf. Man sagt hier, dass Vancouver aus der Asche wieder geboren wurde.

Vancouver-Gründer Gassy Jack erhielt 100 Jahre später ein Andenken in Form einer überlebensgroßen Statue, die in Gastown auf einem großen Whiskyfass steht.

Gastown hat doch tatsächlich noch viel Urspüngliches und kaum diese Hochhausschluchten. Auch sind die Straßen hier zum Teil noch gepflastert.

Einige Häuser weiter gabs doch tatsächlich einen Irish Pub, in dem es Guinness gab. Ich musste meiner Tradition folgen, dass ich in jeder Stadt, in der es einen Irish Pub gibt, auch ein Guinnes trinken muss. Also setzte ich mich nachmittags kurz vor 4 in die Sonne und trank genüsslich ein kühles Dunkles. 😉

Ich bin echt erstaunt, wie weit das Guiness so in der Welt vorgedrungen ist. Ich habe nach Dublin schon in Peru in Cusco im höchstgelegenen Irish Pub der Welt, in Sydney, in Faliraki auf Rhodos und nun in Vancouver das Guiness genossen.

Ich fuhr dann nach Hause. Es begrüßte mich sofort Joyce, die Hausherrin, die kurz davor von den Philippinen zurückgekommen war. Sie ist ausgesprochen sympathisch und nett. Wir schwatzten eine Weile und sie erzählte viel von den Philippinen. Auch gab sie mir Ratschläge für meine Wochenendplanung.

Seit heute scheint hier auch wieder Ordnung einzuziehen. Endlich gabs ein gemeinsames Diner. Joyce trommelte uns zusammen und wir saßen alle gemeinsam am Tisch. Das war ja in den vergangenen Tagen nicht so der Fall. Yuri aus Japan ist ein typisch zurückhaltendes, aber sehr interessiertes Mädel, Fe aus Sao Paulo dafür sehr offen und am ganzen Körper kunterbund bemalt. Und Keum ist eine ausgesprochen elegante Schönheit aus Korea.  

Auch schien Elaisha endlich wieder Ordnung zu kriegen und war relativ zeitig verschwunden. Naja, sein Großvater blockierte ja auch den Fernseher mit Eishockey und Handball. 😉

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