Grouse Mountains

Was wird das nur heute mit dem Wetter? Schon morgens war es wolkig und die Sonne konnte mich nicht wecken. Wir wollen doch heute zu den Grouse Mountains. Es ist mein letzter Tag in Vancouver. Damit habe ich auch nur noch diesen einen Nachmittag zur Verfügung.

Aber erst mal Schule. Freitagsüblicher Vokabeltest war echt gut und ich konnte alle Vokabeln dieser Woche. Allerdings waren es nur 24 Stück und es gab nur wenige, die für mich relativ schwierig waren. Die meisten waren logisch.

Kurz vor dem Ende dann die „Graduation“. Mariana und ich bekamen unser Zertifikat, dass wir den pre-advanced Kurs erfolgreich abgeschlossen haben.

Michael hat es richtig feierlich gemacht. Ich hatte zuvor noch eine kleine Schokorunde ausgegeben. Im Dollarama gabs Mini-Mars und -Snickers, das passte gut.

Michele und Izabela hatten dann echt für den Nachmittag abgesagt. Ich hatte es befürchtet. Schade, dass ich nicht doch irgendwann in der Woche schon bei schönem Wetter dort war.

Aber der Himmel riss auf und es kam am Ende viel besseres Wetter, als ich es erwartet hatte.

Die Fahrt dorthin ist mit einem kostenlosen Shuttle möglich. 

Da ich in dem Kleinbus anfangs allein war, kam ich mit dem Busfahrer ins Gespräch. Er kam einst aus dem Iran, lebt aber schon ewig in Kanada. Er war total neugierig, fragte nach Familie, Arbeit und viel mehr. Ich hatte mich dann am meisten amüsiert, als er völlig perplex war, dass ich allein reise und meinen Mann zu Hause lasse. Meine Begründung schien für ihn zwar verständlich zu sein, aber dennoch schien er irritiert.

Um mit der Gondel hoch auf den Berg zu kommen, musste ich erst mal 58 Dollar löhnen. Es ist hier schon echt teuer, wenn man Sightseeing macht.

Zunächst hatte ich mich amüsiert, wie junge Frauen im Cocktailkleid und hochhackigen Pumps auf den Berg wollen. Sie waren jedoch Teil einer Hochzeitsgesellschaft, die oben feierten.

Zu Anfang ging ich ins Sky-Theater. Das war ein Kinosaal und es liefen drei Kurzfilme. Zum einen über die beiden Grizzli-Bären Cooler und Grinder, dann über die Abenteuermöglichkeiten und über Vancouver.

Als ich rauskam, gabs schon wieder dicke Wolken. Ein paar Minuten später wieder Sonne. Das Wetter wechselt hier oben im Minutentakt.

Die Attraktion hier oben sind nun mal die beiden Grizzli-Bären und da wollte ich hin.

Um zu ihrem Habitat zu kommen, hat man Bärenspuren auf den Weg gemalt. Das hat mich sehr amüsiert. Sie waren so gemalt, dass es richtig zum Schlendern einlud und man konnte es auif jeden Fall nicht verfehlen. 😉

 

Unterwegs gabs immer mal riesige Holzstatuen und andere Schnitzarbeiten.

 

Plötzlich hörte ich sie schon brummen. Die Bären waren tatsächlich im Außenbereich und ich konnte sie beobachten. Da sie gerade etwas zu essen bekommen hatten, waren sie ganz nah am Zaun. Der eine Bär war nur etwas mehr als zwei Meter entfernt von mir.

Die haben richtig große Krallen! Wenn die zuschlagen, dann gibt’s keine Chance mehr. Katzenkrallen sind da Spielzeug dagegen.

Ich war lange dort am Gehege. Es war toll, diese Bären zu beobachten. Letztlich sind sie aber nicht so schwer, wie ich immer vermutete. Einer von ihnen wiegt so etwa 78 kg und der andere 61 kg. Als ich nach Whistler gefahren bin, gabs übrigens Sicherheitseinweisung. Dort springt durchaus mal ein Bär rum. Und oberstes Gebot: nicht wegrennen! Bären sind einfach schneller und sehen im Wegrennen eine Gefahr. Sie können bis zu 35 Meilen in der Stunde laufen, das sind etwa 56 km in der Stunde.

Dort oben ist auch ein großes Skilaufareal. Einige Pisten sind sogar richtige Panoramapisten. Ob man allerdings beim Skifahren das so wahrnimmt, das weiß ich nicht so recht.

Der Schnee liegt aber nur noch an schattigen Stellen. Da geht nix mehr mit Skilaufen.

Dort oben hatte ich eine besondere Begegnung. Ein Gruppe Turbanträger waren mit einem sehr alten Mann unterwegs. Dieser übte eine große Faszination auf mich aus. Körperlich war er offensichtlich noch gut fit, geistig sicher auch, aber hatte so eine weise Ausstrahlung. Ich fragte ihn, ob er es erlauben würde, dass ich ihn fotografiere. Er stellte sich dafür dann extra in Positur und glättete seinen beeindruckenden Bart. Danke für diese besondere Erinnerung.

Es gibt hier oben eine ganze Menge Outdoor-Aktivitäten, wie zum Beispiel Heli fliegen, Mountain Disk Golf – was auch immer das konkret ist – Paragliding oder auch Mountain Ziplines in verschiedenen Längen.

Am Ende ging ich nochmal in den Souvenirladen. Dort gabs zwar vor allem Sportsachen, aber auch einen Magneten mit Bärenbild. Ich war zunächst allein im Laden und der Verkäufer fragte mich sofort, ob ich aus Deutschland sei. Woran merkte er das? Er hat so viel mit Deutschen hier zu tun, das hört man. Und: seine Frau ist einst aus Deutschland gekommen. Er kennt die Sprachmelodie. Wir schwatzten ein bisschen, einige Worte kann er auf Deutsch und würde sooo gern auch mal Deutsch sprechen, aber alle sprechen Englisch mit ihm. Sogar in Deutschland antwortet jeder auf seine deutsche Frage auf Englisch. Als ich ihn reden hörte, wie er Bratwurst und Bier aussprach, musste ich schmunzeln und bestätigte ihm, dass ich ihm da auch in Englisch antworten würde. 😉

Ich genoss dann noch die fünfminütige Abfahrt und fuhr zurück in die Stadt. Von der Waterfront bis zum Cambie waren es noch 8 Minuten Weg und ich war fast pünktlich zu unserem Treffen.

Es war ein schöner gemeinsamer Abend. Wir schwatzten viel, mussten aber die laute Musik tüchtig übertönen. Am Ende gingen wir noch durch das schön ausgeleuchtete Gastown und zu den beleuchteten Segeln. Heute Abend waren sie in blau angestrahlt.

 

Die nächtlich beleuchtete Waterfront Station

Es war ein sehr emotionaler Abend und vor allem dann bald auch Abschied insbesondere von Michele. Mit ihr verband mich eine besondere Herzlichkeit. Ich war schon ein Stück traurig, dass die gemeinsame Zeit zu Ende ist.

Gegen Mitternacht war ich dann zu Hause und hatte meine letzte Nacht in Vancouver.

Stars on Ice

Irgendwie ist bei allen die Luft raus. Da wir einen Tag für die Prüfung brauchten und fast einen weiteren Tag Vorbereitung ist unser ganzer Wochenplan durcheinander geraten. Erstmals gibt’s wieder neue Vokabeln. Das sind immer die gleichen Spielchen, die aber irgendwie auch Spaß machen. Die Zeit vergeht in der Schule immer wie im Fluge.

Am Nachmittag war ich wieder bei Neda in der Klasse. Sie hat in dieser Woche mächtig in der Gunst gewonnen. Dieses blöde Thema der letzten Woche war vorbei, wir plauderten viel lachten über so manche Story und die überlauten Jungs waren auch nicht mehr da. Insofern gings uns allen gut. Neda war wirklich eine sehr liebenswerte Frau.

Ich verabschiedete mich von ihr. Es war ja die letzte Stunde bei ihr.

Dann geschah wieder dieses Phänomen, was mir schon so oft in den Schulen und auch manchmal mit Guides passiert ist. Neda war ganz erschrocken, dass ich nur so kurz hier bin und umarmte mich spontan zum Abschied. Das hat sie mit keinem anderen gemacht, der sich verabschiedet hat. Sie bedankte sich, dass ich in ihrer Klasse war! Eigentlich ist das ja mein Part. „You have so much energy!“ – ist es das? Kurios, ich war nur zwei Doppelstunden pro Woche bei ihr.

Ich blieb heute in der City, da ich ja abends noch das Ticket für „Stars on Ice“ habe. Tja, was wieder tun? So richtig heiß war ich nicht auf die Science World. Das soll wohl ein durchaus attraktives Museum sein, aber immer im Gebäude sein? Bei dem schönen Wetter?

Mein üblicher Weg führte mich wieder zum Olympic Cauldron und bis ran ans Wasser. Danach ging ich mal am Canada Place den Weg am Kreuzfahrtschiff entlang. Es ist dort alles sehr schön gemacht und es war einfach ein erholsamer Spaziergang. Und ich kam doch tatsächlich ganz nah an die Segel ran, ging direkt unter ihnen entlang. Es war ein imposanter Anblick, aber auch ein schöner Blick auf die Skyline von Vancouver.

Ich hab das alles sehr genossen. Immerhin ist das mein letzter Nachmittag in der City. Also marschierte ich auch wieder zu einem meiner Lieblingsplätze, zur Steamclock. Und da es gerade auf 5 zuging, gabs auch wieder dieses schöne Schauspiel. Mal schauen, ob ich das Video doch irgendwie geladen bekomme.

Auf dem Weg zur Rogers Arena, die ja nur wenige Meter von meinem AirBnB entfernt ist, kannte ich mich ja ganz gut aus. Ich nutzte die verbleibende Zeit, um noch einmal Sushi zu essen. Es war sehr lecker!

Am Eingang zur Rogers Arena wurde ich erst mal zum Gepäckcheck geschickt. Ich durfte doch echt meinen Rucksack nicht mit reinnehmen! Und dafür hatten die draußen auf der Straße ein Areal abgezäunt, prüften kurz den Tascheninhalt und stellten dann die Tasche fein säuberlich in eine Reihe mit anderen auf der Straße ab. Verblüfft fragte ich dann doch sicherheitshalber zwei Mal, ob das wirklich sicher sei. Amüsiert versicherte mir der Officer, dass ich mich darauf verlassen könne. Aber meinen Pass sollte ich dann doch besser rausnehmen! 😉

Die Dimension dieser Arena, in der normalerweise die Eishockeymannschaft von Vancouver zu Hause ist, war für mich verblüffend. Fast 19.000 Plätze hat die Arena und ist damit eigentlich in etwa genauso groß wie die Benz-Arena in Berlin. Aber die Kanadier sind auch unheimlich eishockeyverrückt. Da braucht man da schon so eine Dimension an Plätzen.

Mich erwartete ein für mich hochemotionaler Abend. Viel Show, tolle Musik und Eiskunstlauf vom Feinsten. Es waren richtig gute und erfolgreiche Eiskunstläufer dabei. Die Russin Jewgenia Medwedewna zum Beispiel, die 2016 und 2017 Europa- und Weltmeisterin war und vergangenes Jahr Olympia-Silber gewann. Nam Nguyen, mehrfacher kanadischer Meister, Kaitlyn Weaver und Andrew Poje, Eistänzer, die den Vier-Kontinente-Cup gewonnen haben und dann natürlich noch zwei weitere bekannte und erfolgreiche Läufer.

Zum einen Elvis Stojko, dreifacher Weltmeister und zweifacher Olympia-Zweiter, der bekannt ist für seine unglaublich schnellen und langen Pirouetten. Auch wenn seine aktive Zeit schon mehr als zwanzig Jahre zurückliegt, er kann sie immer noch!

Und dann ein ganz besonderer Mann. Er wurde als einziger ohne seine Meriten vorgestellt, sondern einfach als Mister Kurt Browning. Die Halle tobte. Browning ist vierfacher Weltmeister und sprang 1988 als erster Mensch einen vierfachen Toeloop. Mit mittlerweile 52 Jahren zeigte er noch immer zwei Dreifachsprünge in seinem Auftritt. Vor allem aber – es war damals schon sein Markenzeichen – sprang er aus dem Stand einen Salto. Ich war richtig begeistert, diesen Mann mal life zu sehen. Hab ich ihn doch schon damals Ende der Achziger, Anfang der Neuziger schon bewundert und gern gesehen. Er war schon damals ein Entertainer. Die Halle gab Standing Ovations.

Es war ein sehr schöner Abend und ich hab ihn sehr genossen.

Prüfungstag

Heute war nun Prüfungstag. Ich habe mir aber gestern dennoch nicht den Tag verderben lassen. Ich wusste ja außer den Vokabeln kaum, was ich lernen sollte. Aber da schau ich eh immer wieder rein und versuche, mir die Dinger einzutrommeln.

Als erstes mussten wir einen Text schreiben. Ich hatte mich für einen Report entschieden. In 45 Minuten 140-190 Wörter zum Thema, wie man am besten Englisch lernen sollte. Am Ende musste ich mich bremsen, um die Wörterzahl nicht zu überschreiten. Aber beim Abschreiben korrigierte ich noch Kleinigkeiten, am Ende waren es 175 Wörter. Punktlandung! Nach dem Grammatiktest, der danach folgte, bekamen wir bereits die Ergebnisse. Die Textteile und theoretischen Anforderungen an einen Report hatte ich weitestgehend erfüllt und hatte am Ende 21 Punkte von möglichen 25. Es war nach Michele mit 22 Punkten das zweitbeste Ergebnis in der Klasse. Ich war sehr zufrieden mit mir. Allerdings liegt mir das auch ganz gut und außer dem Fakt, dass ich immer ein paar denglische Formulierungen drin habe, die ich eleganter formulieren könnte, fällt mir so eine Aufgabe relativ leicht.

Im vorbereitenden Grammatiktest, den ich als Hausaufgabe mal gemacht hatte, hatte ich ca. die Hälfte richtig. Michael sagte, normalerweise beim ersten Test liegt die Norm bei 35 %. Mal schauen, was da so rauskommt. Verstehendes Lesen geht ja auch immer noch, allerdings sind die Aufgaben auch echt schwer. Man muss schon ganz schön viel gut verstehen, wenn man die spitzfindigen Fragen beantworten will. Viel problematischer ist für mich verstehendes Hören. Da werden Dialoge vom Band abgespielt und wir müssen Fragen dazu beantworten. Total spitzfindig manchmal und die Leute reden unglaublich schnell und teilweise undeutlich oder mit starkem Akzent, dass man echt Mühe hat, das zu verstehen. Aber was solls, Ich bin gespannt, was rauskommt. Ergebnisse gibt’s morgen.

Was mach ich aber mit dem Tag heute? Ich habe noch ein wichtiges Ziel, die Grouse Mountains. Die sind aber für Freitag geplant, gemeinsam mit Michele und anderen aus der Klasse. Ansonsten habe ich meine Pläne weitestgehend umgesetzt. Da aber schönes Wetter war, lohnt es sich dann doch eher, eine Außenaktivität zu machen.

Nach dem Entdecken des Trump-Towers und seiner besonderen Architektur bin ich heute einfach losgezogen, um noch ein paar andere Skyscraper, wie man so schön im Englischen zu den Wolkenkratzern – oder übersetzt: Himmelskratzern – sagt, zu fotografieren.

Erst mal gabs den Living Shangri-La – das höchste Gebäude von Vancouver. Es hat wie auch der Trump-Tower 69 Etagen, scheint aber ein paar cm höher zu sein. Es ist wie ein Triangel gebaut, also hat eine dreieckige Grundfläche.

Bei meinem Schlendern durch die Stadt kam ich auch irgendwann auf die Robsen Street, die bekannt ist als Einkaufsmeile. Allerdings kaum für mich. Gucci, Zara und Läden solcher Coleur sind nicht meine Preisklasse. Aber eins leistete ich mir dann doch: Victorias Secret! Es war das erste Mal, dass ich einen Laden von Victorias Secret gesehen habe. Ein schicker und moderner Einkaufstempel, auf einer Videoleinwand war die letzte Fashionshow mit all den extrem langbeinigen Engeln zu sehen.

Es war interessant, dort rumzuschnuppern. Aber die Wäsche ist dort echt nicht meins. Ich zieh ja nun wahrlich nicht Omas Geripptes an, aber damit kann ich mich eben einfach nicht anfreunden. Ich habe mir eine Badetasche gekauft, da ich eh etwas Neues brauchen kann. Und damit habe ich ein schönes Andenken.

Ansonsten bummelte ich noch bis nach Gastown, habe also wieder mal die halbe Stadt durchmessen. Eigentlich wollte ich nochmal zum Irish Pub, bin aber irgendwie eine Straße zu früh abgebogen. Hatte extra in einer Nudelderia – der Name ist meine eigene Kreation, es war irgend so eine Nudelküche – etwas gegessen, damit ich das Pint Guinnes vertrage. Es sollte nicht sein.

Also wanderte ich noch zur Waterfront und fuhr nach Hause. Heute gab es zum Dinner gebackenen Lachs. Er war sehr lecker.

Hier noch ein paar Impressionen von Skyscrapern in Vancouver:


Dieses kleine scheinbar unbewohnte Haus wird es sicher nicht mehr lange geben. Zu exclusiv ist die Lage.

Dieses Gebäude im Hintergrund fasziniert, da es überall schräg gebaut ist und es nach links oben immer breiter wird. Wenn man direkt davor steht, hat man das Gefühl, die Glasfront würde auf die Straße kippen wollen.

Aber neben der Glasfront ist auch im unteren Bereich alles entsprechend „schief“.

Das Harbour Center mit dem Lookout obendrauf ist wohl das höchste freistehende Gebäude in British Columbia. Es wurde bereits 1974-77 gebaut und hat 28 Etagen. Man sieht deutlich den gläsernen Fahrstuhl in der Mitte des Gebäudes hochfahren.

Das Marine-Building (links) wurde bereits 1930 gebaut und war damals das höchste Gebäude der Stadt, auch das glamouröseste. Das im Art deco Stil gebaute Gebäude hat 22 Etagen und wirkt in der unmittelbaren Nähe des rechten Hochhauses doch eher beschaulich. Es soll jetzt wohl einen Wert von ca. 90 Millionen Dollar haben. Einst wurde es für 2,3 Millionen Dollar gebaut.  

Die französischen Meister

Ich habe heute doch wirklich mal acht Stunden geschlafen! Es tat nach dem doch auch recht anstrengenden Wochenende richtig gut und ich fühle mich wieder fitter.

In der Schule geht es nur noch um den Test morgen. Es ist eigentlich unmöglich, dass mir nicht nur der morgige Tag „geklaut“ wird, sondern auch noch etliche Zeit in diesen Tagen vorher. Ich brauche ja keinen Test für irgendeine Einstufung in ein offizielles Level und hab auch nur zehn Tage hier. Aber was solls. Michael zuliebe mach ich das eben mit und protestiere nicht zu lautstark. Er kann ja auch nichts für die Schulplanungen.

Eigentlich war ich heute mit Michelle verabredet, um zur Gemäldegalerie zu gehen. Derzeit läuft eine Ausstellung „French Moderns – Monet to Matisse“. Aber Michelle gings nicht so gut, also zog ich allein los.

Da hier ja alles fußläufig erreichbar ist und Google mir sagte, ich brauche grad mal 15 Minuten, ging ich mal ein paar andere Straßen entlang als üblicherweise auf meinem Schulweg.

Ich kam an einem sehr schicken Eingangsbereich eines Hochhauses vorbei. Markant waren insbesondere die Sitzgelegenheiten, aber auch alles andere war schick und sehr stylisch.

Beim näheren Hinschauen traf mich dann fast der Schlag! Stehe ich da doch tatsächlich im Eingangsbereich des Trump-Towers von Vancouver.

Dieser Mensch hat sich aber auch überall an den ersten Adressen verewigt! Und es ist auch noch das höchste Haus hier weit und breit. Später hab ich auf den Bildern von der Skyline gesehen, dass der Trump-Tower tatsächlich gemeinsam mit dem Living Shangri-La das höchste Gebäude der Stadt ist. 183 m hoch und 69 Etagen hat es und wurde gerade mal am 5. Januar 2017 – kurz vor seinem Amtsantritt – eröffnet. Jede Etage verdreht sich etwas zum darunterliegendem Stockwerk, sodass sich das gesamte Gebäude um 45° verdreht. Offiziell heißt es, dass es die Form eines hyperbolischen Paraboloids habe. Es wurde innerhalb von vier Jahren erbaut, von 2012 bis 2016 und hat 360 Millionen Dollar gekostet. In den ersten 15 Etagen befindet sich mit 147 Zimmern das Trump Hotel, darüber sind 238 Premium-Eigentumswohnungen, dazu eine Lounge, Wellness- und SPA-Einrichtungen, ein Restaurant, Geschäfte und Vancouvers erster Pool-Bar-Nachtclub.

Auf der Hop on Hopp off Tour fiel mir die Christ Church Cathedral auf. Es ist eine der ältesten Kirchen Vancouvers und wurde bereits 1889 erbaut. Es war damals das höchste Gebäude der Stadt. Heute sieht es eher beschaulich aus zwischen den ganzen Wolkenkratzern.

Ihre wichtigste Aufgabe sieht diese Kirche heute in der Unterstützung der Armen. Daneben steht ein neuer Glasturm, in dem die Glocke jede Stunde vier Mal schlägt. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Kirche für Besucher geöffnet war. Ich war begeistert von den Kirchenfenstern. Alle sind mit bunten Bleiglasfenstern ausgeschmückt und erzählen Geschichten. Aber auch der Holzdachstuhl war beeindruckend.

Es ist eine sehr schöne Kirche und ich bin froh, dass ich noch hineingehen konnte und es vor allem nicht vergessen habe.

Eine Straße weiter war ich schon an der Galerie. Ich musste nicht anstehen, bekam auch ein Studententicket – er glaubte mir, dass ich an der ILAC-Schule bin. Und ich gab Jacke und Rucksack ab, damit war der Besuch der Galerie sehr entspannt.

Glücklicherweise hatte ich mein Handy aber behalten. Normalerweise darf man ja in vielen Galerien nicht fotografieren, aber hier schien das erlaubt zu sein.

Zunächst war ich etwas enttäuscht, dass nur ein Bild von Monet ausgestellt ist. Auch Matisse ist nur mit einem Bild vertreten. Aber die beiden scheinen eben auch die Zugpferde für diese Ausstellung zu sein.


Claude Monet, Pourville am Meer, 1882


Henry Matisse, Straßen in Malabry, 1916

Aber dafür gab es andere Bilder, die sehr, sehr schön waren. Ein Manet begeisterte mich und ein Cezanne.


Edouard Manet, Junges Mädchen auf der Bank, 1880


Paul Cezanne, Das Dorf Gardanne, 1885-86

Vor allem aber war ich von einem Bild von Robert Delaunay angetan, Dans Le Jardin. Das würde ich sofort kaufen, wenn ich so viel Geld wie Trump hätte. 😉

Noch ein weiteres Bild war für mich unglaublich anziehend. Ein Renoir!

Pierre-Auguste Renoir, Die Weingärten von Cannes, 1908

Diese beiden Bilder sind für mich die Höhepunkte der Ausstellung gewesen. Es ist ein sehr tolles Gefühl, solche Bilder, die man eigentlich nur von Schulbüchern oder vom Internet her kennt, im Original anzuschauen.

Als ich die Galerie verlassen wollte, stand eine unendlich lange Schlange an. Jeden Dienstag gibt es ab 17:00 Uhr einen ermäßigten Eintrittspreis. Normalerweise kostet der Eintritt 24 Dollar, ich zahlte 18 und ab 5 dann nur 10 Dollar. Ich war froh, die 8 Euro mehr gezahlt zu haben und dafür zwar nicht allein, aber mit nur wenigen Besuchern in der Galerie zu sein.

Heute war übrigens ein Regentag in Vancouver. Nach ein paar Tröpfelchen am ersten Tag war dies mein erstes richtiges Regenerlebnis in dieser Stadt. Aber es regnete eben so vor sich hin. Morgens waren die Wege richtig rutschig. Selbst mit meinen Turnschuhen musste ich da echt aufpassen. Es ist hier aber recht gut gelöst mit dem Regen. Zum einen hat ein Vancouveriter immer einen Schirm bei sich und zum anderen gibt es sehr viele Überdächer von den Häusern, meist aus Glas, die die Gehwege vor Regen schützen. Damit kam ich ohne Schirm dennoch relativ entspannt durch die Stadt.

Montag in Vancouver

Heute ging nun wieder der Alltag los und ich konnte immerhin 20 Minuten länger schlafen als am Wochenende. 😉

Die Schule war relativ entspannt, aber ich merke, dass ich ganz schön ko vom Wochenende bin. Deshalb gabs nur ein bisschen Telefonieren und Bummeln am Canada Place mit nem McSunday-Eis von McD.

Danach bin ich nach Hause gefahren, hab meine Hausaufgaben gemacht und ein bisschen getrödelt.

Meine beiden Berichte vom Wochenende folgen. Ich hab heute einfach keine Muse mehr und will endlich mal zeitig schlafen gehen.

Granville Island

Heute sollte nun der erste Test stattfinden. Aber Michael tat kaum dergleichen. Wieder neue Vokabeln – es sind täglich mindestens 18 neue Wörter, die ich mir merken muss. Vor der Mittagspause dann ein kleines Spiel. Wir wurden in Gruppen eingeteilt und ich arbeitete mit Daniel aus Brasilien zusammen. Es gab einen Text, dazu erhielten wir Fragen zu irgendwelchen Details, die im Text versteckt sind. Wir mussten die genaue Zeile angeben, wo das Ergebnis stand. Immer wenn eine Frage richtig beantwortet war, gabs drei Punkte. Wenn man jedoch die falsche Antwort hatte, wurde es mit jedem Versuch ein Punkt weniger. Gleichzeitig erhielten wir die nächste Frage leise mitgeteilt und suchten die nächste Textstelle.

Es war mit Daniel ein unglaublich effektives Arbeiten. Wir begannen gleichzeitig an verschiedenen Stellen zu lesen und waren damit fix mit unserer ersten Antwort. Solange der eine die nächste Frage abholte, las der andere weiter im Text und versuchte, Details zu erschließen. Dadurch hatten wir die gefragten Textstellen extrem schnell und Michael wollte es gar nicht glauben, wie schnell wir sind. Leider hingen wir dann an einer Frage und unser Vorsprung schmolz dahin. Dennoch waren wir am Ende mit einem weiteren Team diejenigen, die die meisten Punkte hatten.

Nach der Mittagspause dann der Test. Er  ging besser als ich dachte. Immerhin hatte ich 14 von 18 bzw. 8 von 10 Vokabeln richtig. Ich war zufrieden.

Eigentlich wollte ich heute in die Grouse Montains zu den Grizzlibären. Aber Michele aus Brasilien fragte mich, ob ich mitkommen wolle nach Granville Island. Die Idee ist auch gut und stand eh noch auf meiner To-do-Liste, also plante ich um.

Granville Island wird als DAS hippe Viertel von Vancouver angepriesen. Früher war es eine Sandinsel, aber nachdem immer mehr gebaut wurde, füllte man diese Insel auch immer mehr auf. Heute ist sie ein Zentrum für Kultur, die feinen Künste, das Handwerk, Einkaufen, Gaststätten und gilt als sehr kinderfreundlich. Unter anderem sind dort keine Busse erlaubt und Autos fahren auch nur auf recht wenigen Straßen.

Gemeinsam mit Isabell, einer weiteren Brasilianerin, zogen wir los. Wir hatten einen total schönen gemeinsamen Nachmittag und genossen die Sonne an der Bootsanlegestelle, bewunderten die Blumen, die Obstauslagen und viele kunsthandwerkliche Dinge auf dem großen Markt, hörten Straßenmusikern zu und spazierten dann auch noch durch den False Creek-Park. Erst nach 8 machten wir uns auf den Heimweg.

Es ist faszinierend, wie schnell man sich eine so große Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschließt. Allerdings ist es auch in heutiger Zeit kein Hexenwerk, Dr. Google sei Dank.

Wir haben uns letztendlich amüsiert, dass Michele den gleichen Heimweg hat wie ich. Ich fahre lediglich vier Stationen weiter mit dem Bus. Kurios, dass wir uns eine ganze Woche lang nicht einmal morgens auf dem Schulweg begegnet sind.

Vancouver Lookout

Oh Mann, die Vokabeln! Manche meine ich, kaum jemals anwenden zu können. Aber ich versuche, sie mir in den Kopf reinzuhämmern. Immerhin soll es Freitag einen Test geben.

Michael macht mit uns das Ganze ziemlich spielerisch. Zum einen gibt es zehn Bilder von Gegenständen. Jeder Endbuchstabe eines Wortes ist der Anfang des nächsten Wortes. Aber da sind solche Worte wie Eigelb, Rückspiegel, Salzstreuer, Fahrradständer, Krawattenfliege, Wischlappen, Handschuhfach, Katzenschwanz und vieles mehr dabei, wo wir nicht mal im gemeinsamen Tischgespräch alles rauskriegen. Und zum anderen gibt’s neue Vokabeln, die er uns diktiert, wir sie aufschreiben, danach die richtige Schreibweise erhalten und rauskriegen müssen, was es heißt. Die Handys mit den Übersetzungsprogramen stehen aber in einem Holzkasten fein säuberlich reingestellt und unerreichbar für uns in diesem Moment.

Gut ist es für meine Begriffe, dass es immer in Teamarbeit geschieht und keiner bloß gestellt wird. Damit freuen wir uns immer als Trupp, wenn wir richtig „getippt“ haben.

Nachdem in der vergangenen Woche gleich nach meiner Ankunft das Wetter sehr kühl war und ich schon Angst hatte, nicht genügend warme Sachen dabei zu haben, ist mittlerweile hier Sommer. Es sind über 20°, blauer Himmel und man kann bis in den Abend hinein ohne Jacke herum laufen.

Nach der Schule gehe ich am Canada Place beim Subway vorbei und genieße ein Sub und was zu trinken in der Sonne. Nutze ich heute mein Ticket für den Lookout? Trotzdem kleine Schleierwölkchen am Himmel aufziehen, ist es klar und ein tolles Wetter. Der Lookout ist gleich neben der Waterfront-Station, also los!

Ich hatte mich nicht wirklich damit beschäftigt, was mich dort erwartet. Aber ich war verblüfft, als ich in den Fahrstuhl eingestiegen war und es losging. Der Fahrstuhl geht doch echt als gläserner Fahrstuhl außen am Gebäude hoch! Das ist richtig faszinierend!

Von oben dann ein herrlicher Ausblick. Zum einen auf die Hochhausbatterien, aber zum anderen auf den Hafen, Canada Place, Stanley-Park und die Berge. Ich hab die Runde gleich zwei Mal gedreht. Es war toll.

Eigentlich darf man mit dem Ticket den ganzen Tag immer wieder kommen. Auch abends im Lichterschein. Aber ich wollte echt nicht den ganzen Abend wieder in der Stadt rumtrödeln. Außerdem ist es zur Schließzeit um 9 noch nicht wirklich dunkel.

Also fuhr ich dann gegen 5 nach Hause. Ich wollte endlich mal in Ruhe meine Hausaufgaben machen und auch wieder hier am Blog schreiben.

Mehr Bilder gibts etwas später, auch ein paar weitere Infos.

Welcome-Party

Heute bin ich abends schon wieder nicht da. Am späten Nachmittag ist Welcome-Party von der Schule aus. Bis dahin habe ich aber noch allerhand Zeit.

Nach der Schule dann der Gedanke, was mach ich heute in der Zwischenzeit?

Da ich nach der Bustour vergangene Woche in den Stanley-Park noch einmal dorthin wollte, spazierte ich einfach am Yachthafen entlang zum Stanley-Park.

Wenn man die direkten Wege geht, ist das alles gar nicht sooo weit. Auf der Hopp on Hopp off-Tour werden ja zwischendrin so viele Punkte angefahren, dass man dieses Entfernungsgefühl gar nicht entwickeln kann.

Nach 15 Minuten Laufen war ich schon im Park und hatte die Skyline vor mir. Beim weiteren Rumstromern kam ich an das Stanley-Park-Restaurant. Happy Hour! Eigentlich kann ich ja wirklich was trinken. Wasser, Bier, Cocktail? Ich entschied mich für ein Pint kühles Blondes aus eigener Brauerei. Und das in der Sonne bei angenehmen „Biergarten“-Temperaturen, in totaler Ruhe und schöner Natur. Irgendwie tat es den Ohren richtig gut.

Dann machte ich mich auf den Rückweg und brauchte gerade mal 45 Minuten bis zum Cambie, der Location unserer Welcome-Party.

Was dort dann abging, war für mich wieder mal faszinierend. Und es ist so typisch für meine Erfahrungen in den Englisch-Schulen. Ich komme dort rein in einen sehr großen Saal, überall die Tische voller Studenten. Ich schaute etwas rum, weil ja einige aus meiner Klasse kommen wollten. Am zweiten Tisch machten mir die Mitstudenten gleich einen Platz frei. Plötzlich saß ich inmitten einer brasilianischen Truppe, gespickt mit einem Argentinier und einem Franzosen und es machte den Eindruck, dass wir uns schon ewig kennen und sie extra auf mich gewartet haben. Wir kamen sofort ins Gespräch, alberten und witzelten rum. Da jeder einen Namensaufkleber hatte, wussten wir auch gleich, wie jeder heißt.

Mit der Eintrittskarte gabs ein Getränk frei und nen dicken Burger mit Pommes. Ein junger Brasilianer fragte mich plötzlich, ob ich auch Tequila trinke. Naja, warum nicht? Eigentlich wollte ich mir ja einen Cocktail in der Happy Hour holen, aber warum nicht ein Tequila? Schneller als ich denken konnte, fand ich mich mitten in einer Truppe an der Bar. Es ist dort so ein kleines ungeschriebenes Gesetz, dass jeder sein Getränk selber zahlt. Find ich total toll, weil damit jeder für sich entscheiden kann, was er wann trinkt und niemand in die Verlegenheit des Ausgebens kommt.

Zwei Tische weiter entdeckte ich dann doch einen Klassenkameraden, den Schweizer. Er saß mit einer anderen Deutschen zusammen und wir drei schwatzten ne Weile. Mein Brasilientrupp war aber allgegenwärtig und irgendwann gabs dann den nächsten Tequila in einer Mädchentruppe! Schneller als ich dachte, hatte ich die nächsten internationalen Facebook-Kontakte – schließlich mussten wir ja die Selfis und anderen Fotos uns gegenseitig zukommen lassen.

Mit viel Spaß und Blödeleien gabs Party pur. Gegen halb 10 verabschiedete ich mich dann von Karla, Natalia und vielen anderen vor allem brasilianischen Studenten und fuhr nach Hause.

Ich glaube, ich werde nie wieder eine Welcome-Party in einer Schule verpassen.

Le Cenerentola

Mein zweiter Schultag war wieder gut. Mein Lehrer Michael macht einen sehr abwechslungsreichen Unterricht. Man merkt kaum, wie schnell die vier Stunden am Vormittag vergehen. Allerdings habe ich Dienstag und Donnerstag nachmittags in einer Wahlfachklasse Unterricht und die Lehrerin ist zwar sehr liebenswert, aber methodisch komplett daneben. Sie lässt was erarbeiten, Zeit ist rum und schon gibt’s die nächste Aufgabe. Keine Auswertung dazwischen, keine Rückmeldung, nichts. Glücklicherweise muss ich mir das nur zwei Mal für jeweils zwei Stunden pro Woche antun.

Nach der Schule nutze ich das kleine Zeitfenster zum Telefonieren mit der Heimat. Das ist hier wirklich schwierig. Telefonieren geht nur mit Internet. Das hab ich stabil zu Hause oder in der Schule.

Abends gehe ich zu Bett, wenn es zu Hause gegen halb 8 morgens ist, wenn ich dann aufstehe, wäre zwar Telefonieren möglich, aber ich muss kurz nach 7 aus dem Haus, da bleibt keine Zeit und Ruhe für ein Telefonat. Und während der Schulzeit kann ich das auch vergessen, ich hab nur 10 Minuten Pause am Vormittag und gerade mal eine halbe Stunde Mittagspause. Also ist bei mir mal weitestgehend Telefon-Funkpause in meiner Kanada-Zeit.

Heute Nachmittag fuhr ich dann gleich nach Hause, machte meine Hausaufgaben und zog wieder los ins Vancouver Playhouse. Ich hatte ja das Ticket für die Oper Cinderella von Rossini, auf italienisch La Cenerentola.  

Das Playhouse ist gerade mal knapp über 50 Jahre alt und hat nur 668 Plätze. Dafür ist man schön nah dran und ich sitze wieder im Rang in der Mitte und habe beste Sicht. Für mich war es verblüffend, wie klein der Orchestergraben ist und mit weniger als 20 Musikern haben die richtig was hergemacht mit der instrumentalen Begleitung.

Die Oper war richtig, richtig schön. Wunderschöne Musik, tolle Stimmen und sehr lustig gemacht. Der Prinz hatte zwar nicht unbedingt die Ausstrahlung eines verführerischen Liebhabers, die Stimme war aber grandios und passte gut zur Cinderella.

Ich hatte jedenfalls einen sehr schönen Abend und habe die Oper sehr genossen.

Ich hatte natürlich wieder meinen langen Heimweg. Drei, vier Minuten bis zur Bahn und dann Bahn und Bus. Kurioserweise gabs aber irgendein Problem mit der Bahn und ich fuhr erst mal Schleife. Da ich ja so ca. eine halbe Stunde in der Bahn sitze, vertiefte ich mich als vorbildliche Studentin ins Vokabellernen und hab damit irgendwie einen unplanmäßigen Aus- oder Umstieg nicht mitbekommen. Okay, nach einer Ehrenrunde ging die nächste Bahn dann korrekt wie immer, ich hatte aber dadurch fast eine halbe Stunde mitten in der Nacht verbummelt.

Mein erster Schultag

Halb 7 Aufstehen. Das ist echt früher als zu Hause alltäglich! Aber bei vier Mädels in einem Bad wusste ich nicht, wie die Auslastung am Morgen ist. Der Plan war aber gut und es wird auch in den kommenden Tagen so bleiben. Getroffen habe ich aber keine der Mädels so richtig. Es huschte mal jemand ins Bad oder durch den Flur, aber an Absprachen oder ein gemeinsames Frühstück war überhaupt nicht zu denken. 

Ich traf Keum aus Korea an der Haltestelle, sie war kurz vor mir aus dem Haus entschwunden. Sie ist im gleichen Lehrgebäude wie ich und somit war ich mir sicher, dass ich ohne Suchen am richtigen Haus ankommen werde.

Erstmals habe ich einen vollen Skytrain erlebt. Das wird mir nun jeden Morgen und sicher auch Nachmittag blühen.

Unser Lehrer Michael war mir gleich bei der Begrüßung sympathisch. Er hat eine total lockere Art und gestaltete den ganzen Tag mit vielen Spielchen und Gesprächen.

Erst mal kurze Vorstellung, da unter uns 14 Studenten sieben Neulinge waren. Die Brasilianer sind übermächtig, aber auch Koreaner, Japaner, Thailänder, Vietnamesen und ein Schweizer sitzen in der Klasse. Den Schweizer hatte ich gestern bereits in der Orientierungsklasse sitzen und ich war erstaunt, dass ich in den gleichen Kurs wie er eingestuft wurde. Er spricht sehr selbstverständlich Englisch.

Mir blüht diese Woche echt Vokabellernen!  Und was für welche!

Die Methoden in der Schule gefallen mir nach dem ersten Tag ausgesprochen gut. Es geht viel ums Verstehen, sowohl lesend als auch hörend. Und dabei nicht immer um die genaue Übersetzung sondern vergleichende Texte, die eigentlich etwas weiterführende Aussagen haben und gewisse ähnliche Keywörter beinhalten, die zugeordnet werden müssen. So etwas habe ich noch nie machen müssen, ist aber auch eine Herausforderung, die sogar Spaß macht. Zumal hier niemand an den „Pranger“ gestellt wird.  

Und immer wieder zwischendurch „Spiele“, die viel Partnerarbeit erfordern mit vielen Mitstudenten. Die Zeit verging sehr schnell und ich habe durch den zeitigen Beginn morgens auch schon relativ zeitig Schluss.

In der Pause habe ich mir erst mal ein Studententicket für den Vancouver-Lookout gekauft. Das werde ich dann in den kommenden Tagen mal machen. Und außerdem ist nächste Woche Holiday on Ice in Vancouver. Sie bieten hier die Studententickets für 30 Dollar an. Dafür kann man sich so etwas schon mal anschauen. Vielleicht ist ja sogar Brian Orser oder ein anderer kanadischer Starläufer dabei?

Für heute hatte ich keinen Plan. Wusste ja auch nicht, wie lange die Schule geht. Deshalb trödelte ich erst mal raus in Richtung Canada Place und genoss das Wetter. Plötzlich stehe ich vor etwas Besonderem. Das kenne ich doch!

Ja, es war die Fackel für das Olympische Feuer zur Winterolympiade 2010 in Vancouver, The Olympic Cauldron.

Irgendwie ist es beeindruckend, an solch einer berühmten Stelle zu stehen, die vor neun Jahren der Mittelpunkt der Olympischen Spiele hier gebildet hat. Die Flamme wurde am 12. Februar 2010 entzündet und markierte damit die offizielle Eröffnung der  Spiele. Damals hatten 12.000 Fackelträger über 45.000 km die Flamme durch das Land von Küste zu Küste getragen.

Sogar heute noch wird die Flamme zu besonderen Anlässen entzündet, um wichtige Erfolge und Ereignisse zu feiern.

Ich spazierte noch etwas am Canada Place herum und machte Fotos. Canada Place ist ein markantes Gebäude am Ufer des Burrard Inlet. Es beherbergt das Messe- und Kongresszentrum Vancouver Convention & Exhibition Centre, das Pan Pacific Hotel und das weltweit erste IMAX-Kino. Markant sind die riesigen Segel, die auf dem Dach gebaut wurden und damit allen Kreuzfahrtschiffen, die hier anlegen, einen guten Wegweiser und ein bekanntes Wahrzeichen von Vancouver bieten.

Meine Wanderung führte mich wieder nach Gastown, irgendwie hat es mir die Dampfuhr angetan. Halb 4 dann wieder das Schauspiel mit der trötenden Uhr. Irgendwie ist es total lustig.

Ich wollte noch weitergehen zu Gassy Jack. Er gilt als der erste Vancouverite. 1867 war der Engländer John Deighton mit seiner Frau hier angekommen und wollte mit einer Kneipe sein Geld verdienen und sich ein neues Leben aufbauen. Er kam in der Wildnis an, zimmerte einen Gastraum zusammen und schnell kamen viele der Goldschürfer und Waldarbeiter zu ihm in die Kneipe und bauten rundum viele Häuser auf. Warum auch immer nannten die Menschen ihn Gassy Jack und damit die entstandene Stadt Gastown, so wie der Stadtteil noch heute heißt. Zwanzig Jahre später hatte zwar ein Buschfeuer die ganze Stadt innerhalb einer Stunde dahingerafft, aber die Arbeiter bauten sofort wieder alles neu auf. Man sagt hier, dass Vancouver aus der Asche wieder geboren wurde.

Vancouver-Gründer Gassy Jack erhielt 100 Jahre später ein Andenken in Form einer überlebensgroßen Statue, die in Gastown auf einem großen Whiskyfass steht.

Gastown hat doch tatsächlich noch viel Urspüngliches und kaum diese Hochhausschluchten. Auch sind die Straßen hier zum Teil noch gepflastert.

Einige Häuser weiter gabs doch tatsächlich einen Irish Pub, in dem es Guinness gab. Ich musste meiner Tradition folgen, dass ich in jeder Stadt, in der es einen Irish Pub gibt, auch ein Guinnes trinken muss. Also setzte ich mich nachmittags kurz vor 4 in die Sonne und trank genüsslich ein kühles Dunkles. 😉

Ich bin echt erstaunt, wie weit das Guiness so in der Welt vorgedrungen ist. Ich habe nach Dublin schon in Peru in Cusco im höchstgelegenen Irish Pub der Welt, in Sydney, in Faliraki auf Rhodos und nun in Vancouver das Guiness genossen.

Ich fuhr dann nach Hause. Es begrüßte mich sofort Joyce, die Hausherrin, die kurz davor von den Philippinen zurückgekommen war. Sie ist ausgesprochen sympathisch und nett. Wir schwatzten eine Weile und sie erzählte viel von den Philippinen. Auch gab sie mir Ratschläge für meine Wochenendplanung.

Seit heute scheint hier auch wieder Ordnung einzuziehen. Endlich gabs ein gemeinsames Diner. Joyce trommelte uns zusammen und wir saßen alle gemeinsam am Tisch. Das war ja in den vergangenen Tagen nicht so der Fall. Yuri aus Japan ist ein typisch zurückhaltendes, aber sehr interessiertes Mädel, Fe aus Sao Paulo dafür sehr offen und am ganzen Körper kunterbund bemalt. Und Keum ist eine ausgesprochen elegante Schönheit aus Korea.  

Auch schien Elaisha endlich wieder Ordnung zu kriegen und war relativ zeitig verschwunden. Naja, sein Großvater blockierte ja auch den Fernseher mit Eishockey und Handball. 😉

Sonntag in Vancouver

Da sitze ich nun mitten in der Stadt in der Sonne, um mich herum Wooling und ich genieße die Zeit.

Heute ist Sonntag – und ich musste zeitig raus. Nicht etwa, um auf eine tolle Tour zu gehen, nein, ich musste zur Schule! Am Sonntag!

Die haben doch echt den Eingangstest auf Sonntag gelegt und uns von halb 10 bis halb 1 beschäftigt. Der Tag ist damit natürlich verloren für etwas Größeres.

In den letzten beiden Tagen hatte ich ja schon einige Marathonis im Stadtbild gesehen. Aber sonst gabs nirgends einen Hinweis auf so ein Ereignis.

Auf meinem Weg zur Schule gab es aber nun Straßensperrungen und Umwege. Der Marathon war offensichtlich heute.

Da ich gar nicht wusste, wie der Eingangsbereich der Schule aussieht und die Nummerierungen hier in den tausender Bereichen auch nicht immer so eindeutig sind, war ich mir mit meinem Irren durch die Straßen und an Massen von Menschen vorbei überhaupt nicht sicher, ob und wie ich an die Schule rankommen soll. Aber mein Orientierungsgefühl fand dann doch noch irgendeinen Korridor durch die Häuserschluchten und ich stand vor der Schule.

Der Test begann ziemlich einfach, aber wurde dann immer schwerer. Ich konnte nicht alles beantworten. Aber das zählt ja dazu, dafür bin ich da. Und da merken sie ja auch erstmal, wieviel als Voraussetzung vorhanden ist. Das Interview war locker, plaudernd und unaufgeregt. Na mal schauen, wie ich eingestuft werde. Ich bekomme meinen Plan ab Montag per Mail gesendet.

Unmittelbar vor der Schule war der Start-Ziel-Bogen des Marathons.

Es war eine tolle Stimmung. Tausende Läufer, viele Zuschauer, bestes Laufwetter, interessante Stände rundum in mehreren Straßen. Ich schnorre da einen besonderen Organic Biologique Juice, dort gabs kleine Gimmicks. Ich war einfach mittendrin.

Die Marathonis bestimmen das gesamte Stadtgebiet. Es ist sicher ein toller Lauf. Ich hab mir die Strecke zeigen lassen, es geht durch den Stanley-Park und natürlich durch die Häuserschluchten. Ich nehme mir einfach Zeit, die Stadt mit diesem wirbeligen Leben auf mich wirken zu lassen.

Bereits am zeitigen Nachmittag fuhr ich nach Hause. Ein bissel Ruhe tut gut. Der Schnupfen, immer noch ein bissel Nachwirkungen von der Zeitverschiebung und die gesamte Gemütslage zehrt doch etwas an der körperlichen Verfassung.

Außerdem geht’s ja dann ab morgen immer zeitig raus.

Orpheum Theatre

Ich hatte nun an diesem Abend bereits die zweite Abendveranstaltung in Vancouver.

Diesmal wollte ich ins Konzert gehen ins Orpheum Theater. Dieses Theater wurde 1927 im spanischen Renaissance-Stil erbaut und Mitte der siebziger Jahre umfassend saniert. Es hat insgesamt 2780 Plätze und es gibt viele liebe volle Details. Das Foyer hat riesige Lüstern von der Decke hängen, im Theater selbst ist ein recht antikes Dekor. So muss für mich ein Theater aussehen! Einfach schön!

Hier werden fast ausschließlich Konzerte gegeben, das Orpheum ist die Heimstätte für das Vancouver Symphony Orchestra, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert.18 Jahre lang war Bramwell Tovey Musikdirektor und er dirigierte dieses Konzert.

Umjubelt wurde auch der Pianist Louis Lorti, der das 3. Klavierkonzert von Beethoven spielte.

Es wurde noch Debussy gespielt und der 2. Akt aus Tschaikowskys Dornröschen-Ballett. Erst am Abend verstand ich, was mit dem Titel „The Sleeping Beauty“ gemeint war.

Insgesamt war es ein wundervoller Musikabend in einem tollen Theater.

Umzug in Vancouver

Heute ist nun mein Umzugstag. Irgendwie hab ich doch etwas dumm geplant. Ich hätte bis Sonntag bei Flo bleiben sollen, dann hätte ich den Samstag noch richtig nutzen können, abends ins Konzert den kurzen Weg gehabt und morgens am Sonntag auch zur Schule. Nun denn, seis drum. Ich muss raus bei ihm.

Allerdings konnte ich meine Koffer bei ihm lassen und fuhr noch einmal zur Waterfront. Mein üblicher Kaffee bei McDonalds und dann trödelte ich in Richtung der Steamclock. Kurz vor 1 versammelten sich immer mehr Leute – ach ja, da war doch was!

Dann das Schauspiel! Zu jeder vollen Stunde dampft und trötet die Uhr wie eine Dampflok. Es war echt lustig.

Beim Blick auf den Stadtplan merkte ich, dass ich ganz nah an der Abbott Street war. Ich lief dann einfach nach Hause. Es waren doch tatsächlich nur vier Straßenzüge. Sooo nah war ich an der Waterfront! Wenn man den Überblick über die Stadt hat, merkt man erst mal, wie kurz die Wege sind.

Nach einem längeren Schwatz mit Sohni in der Pizzeria nebenan holte ich mein Gepäck aus der Wohnung, verabschiedete mich von dem schönen Ausblick und zog los nach Richmond.

Joyce hatte mir eine gute Wegeschreibung geschickt und die Öffis hab ich ja nun ganz gut im Griff.

Das einzige Problem gab es mit dem Bus-Stopp. Die Busfahrerin rauschte durch, da keine aus- und einsteigen wollte, da kam natürlich die Ansage kaum nach. Ich drückte zwar den Stoppknopf für meine Haltestelle, sie ignorierte das jedoch und an der nächsten Haltestelle tat sie ganz unschuldig. Und ich mit zwei großen Taschen Gepäck! Es blieb mir nichts anderes übrig, als zurück zu laufen. Durch die Rollkoffer war es jedoch erträglich.

Dann noch etwas Aufregung, wo denn nun mein Haus ist. Die Nummerierung hier ist sehr unlogisch – und die Nachbarn scheinen sich alle nicht zu kennen. Das erklärte mir auch Flo als Problem in Vancouver. Die Leute sind nur auf Arbeiten und Geldverdienen aus, um sich das extrem teure Leben leisten zu können, da bleibt nicht viel übrig an Zeit für Freundschaften.

Dennoch sind die Vancouver sehr freundlich und hilfsbereit. Das habe ich ja schon öfter erfahren. Und mit Hilfe von einigen Nachbarn, die sich gegenseitig angesteckt hatten und alle um die Häuser flitzten, entdeckten wir das richtige Haus. Irgendwie wars dann auch schon wieder lustig. Ein Mann davon konnte sogar Deutsch. Er war vor 50 Jahren aus Kanada ausgewandert und war aber auch schon fast 30 Jahre nicht mehr in Deutschland. Ich hatte das Gefühl, dass er sich freut, dass ma wieder jemand sein Deutsch abfordert. 😉

Hikmat, der Hausherr, begrüßte mich sehr herzlich. Er ist fast in meinem Alter und lebt mit Frau und seinen beiden Kindern und Enkel Elaisha in dem Haus. Elaisha ist 10, ein aufgeweckter Junge und ich hatte das GEfühl, dass er mich sofort ins Herz geschlossen hat. Die Familie kommt von den Phillippinen, Elaisha ist mit seinem Papa aber erst seit einem halben Jahr hier.


Erschrocken war ich, dass Elaisha bereits Halbwaise ist und deshalb nun hier wohnt.

Wir aßen etwas gemeinsam und ich legte mich dann noch für ein Stündchen aufs Ohr. Es ging mir wieder schlechter, der Schnupfen war zurück. Aber ich wollte ja noch ins Konzert!

 

 

Traurige Nachricht

Die letzten Wochen waren für uns als Familie sehr schwer. Am 24. März hatte Mutti nach einer sehr glücklichen und tollen Hochzeit ihres Enkels auf Rügen auf der Rückfahrt einen schweren Schlaganfall. Sie erholte sich nie mehr davon, obwohl wir sehr viel Hoffnungen mit der Reha verbunden hatten.

Mutti verweigerte kategorisch das Essen und Trinken, wurde in der Reha natürlich immer wieder künstlich aufgepäppelt, aber war da auch „austherapiert“. Kein Sprechen mehr, der rechte Arm war nicht mehr ansteuerbar und sie wurde immer schwächer.

Eine reichliche Woche vor meinem Flug nach Vancouver hatte ich sie noch einmal besucht und sie verabschiedete sich auf eine unglaublich liebevolle und innige Weise. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis und es war nichts offen zwischen uns. Deshalb gab mir dieser Abschied sehr viel inneren Frieden und Ruhe.

Ich habe diesen Moment auf eine sehr tiefe innige Weise in mir und schaue mit sehr viel Glück zurück, dass ich diese Möglichkeit des Abschiednehmens hatte.

Samstagmorgen, in der Heimat war es am späten Nachmittag kurz vor halb 4, kam die Nachricht, dass sie eingeschlafen ist. Ganz friedlich, ganz ruhig und im Kreis ihrer engsten Familie. In solch einer Situation bekommt dann der Abschied ein paar Tage vorher noch einmal eine ganz andere Dimension. Es ist so endgültig.

Bei aller Trauer bin ich sehr glücklich darüber, meine Mutti so lange in meinem Leben gehabt zu haben und dass sie bis fast zuletzt ein eigenständiges Leben hatte.

Warum schreibe ich das alles aber gerade hier?

Seit vielen Jahren schreibe ich Reiseblogs. Sicher in erster Linie für mich als Tagebuch. Aber vor allem auch habe ich immer für meine Eltern, vor allem Mutti, geschrieben. Sie hatte auch diese Wünsche, die Welt zu bereisen und konnte sich diese Träume zunehmend nicht mehr erfüllen. Umso mehr lebte sie mit den Reisen von uns Kindern mit. Und gerade diese Reiseblogs, egal von wem von uns, waren ihr immer wichtig.

Auch wenn sie sie nun nicht mehr lesen kann, ich werde immer weiter schreiben, auch als kleines Andenken an meine Mum.

Hop on Hop off Tour

Den Freitag nutzte ich nach etwas längerem Ausschlafen – also bis kurz nach 8! – um die Hop on Hop off-Tour durch Vancouver zu machen. Ich hatte nur wenige Minuten von meiner Unterkunft aus eine Haltestelle und stieg dort zu. Erschreckend waren wieder die Eintrittspreise, aber wer das eine mag, muss das andere auch wollen.

Der Tag war sehr interessant und ich werde auch noch ausführlich berichten, aber ich werde nun doch erst einmal nur die Kurzversion hier veröffentlichen.

Queen-Elizabeth-Theatre

Welch Schelm hat mich nur geritten, am zweiten Abend in Vancouver eine Opernkarte zu organisieren? Bei all dem hatte ich die Zeitverschiebung nicht eingeplant. Wenn man morgens um 5 ins Theater geht und die ganze Nacht davor auf den Füßen war, ist das sicher keine gute Idee. Gut, ich hatte mich aber echt auf den Faust von Gounod gefreut und ging trotz aufkommender Müdigkeit tapfer los. Mein Google-Maps sagte mir 7 Minuten Weg voraus. Ich wollte es kaum glauben. Allerdings verlief ich mich erst mal in Vancouver und fand irgendwie nicht das, wohin ich wollte. An irgendeinem Café fand ich dann Internetzugang und prüfte erst mal alles ab. Ich war mit der Kirche ums Dorf gelaufen. Und kam dann schnell dorthin, wo ich hinwollte.

Das Queen Elizabeth Theatre ist das größte Opernhaus Kanadas und hat immerhin 2929 Plätze – noch 200 mehr als das Sydney Opera House! Aber ansonsten ist es eben ein relativ modernes Theater. Es wurde im Juli 1959 von der Namensgeberin höchstpersönlich eröffnet. Man erzählt, dass die Queen damals besonders von der Frauenwelt sehnlichst erwartet wurde, um zu sehen, was für eine neue schicke Mode sie wieder trug. Die Queen hat sich sehr sorgfältig gekleidet, da sie ihre Schwangerschaft mit ihrem dritten Kind verbergen wollte. Die sollte erst Wochen später bekannt gegeben werden.

Den Faust hatte ich bereits mehrmals im Leben gesehen, schon als Jugendliche im Meininger Theater. Ich freute mich sehr auf diese Oper, da die Musik einfach verzaubert. Auch wenn ich so manches Mal mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte, habe ich diese Oper in vollen Zügen genossen.

Danach war der Weg tatsächlich kurz, das Theater war sogar aus der Wohnung zu sehen. Innerhalb von ein paar Minuten war ich zu Hause und fiel ins Bett.

Raus in die Natur!

Ich hab noch einmal richtig gut geschlafen. Flo sagte mir zwar, dass es hier in seiner Wohnung sehr leise ist für Vancouver – aber für mich ist es eine riesige Umstellung aus meiner tiefen Stille zu Hause. Dennoch machte mir das mit meiner Müdigkeit echt nichts aus, außerdem hatte ich das Fenster geschlossen. Da ging es auch wieder.

Ich trullerte, packte meine Sachen aus, schrieb noch Blog, Flo kam irgendwann auch raus und war aber ebenso schnell auch wieder verschwunden. Was soll ich nun tun mit dem Tag? Das Wetter war weit entfernt von dem gestrigen sonnigen und warmen Tag. Na mal schauen.

Wichtigster Tagesordnungspunkt heute: Ich brauche Geld! Hatte ja gestern nur 30 Euro getauscht und hab gerade mal 36 Dollar bekommen. Den Rest fraßen Gebühren und Steuern auf. Tauschkurs da: 1:1,3.

Zunächst fuhr ich zur Waterfront und wollte die Stadt von dort aus erkunden. Ich fand auch recht schnell einen Automaten und durfte maximal 400 Dollar ziehen. Mit Gebühren 403 Dollar, Umtauschkurs 1:1,41, das kostete grad mal 285 Euro. Hört sich ja schon viel besser an.

Aber erst mal einen gemütlichen Kaffee im Food Court bei McDonalds. Für einen Dollar kann man da wirklich nichts falsch machen.

Mit meiner Fahrkarte komme ich hier noch nicht so ganz klar. An meiner Abfahrtsstation hatte ich noch 7 Dollar auf der Karte, drei Stationen weiter an der Waterfront waren es dann plötzlich fast 10 Dollar. Da muss ich mich mal irgendwie reinfinden.

Ich bedaure es sehr, dass heute das Wetter nicht so gut ist. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich mich mit der Stadt noch dolle anfreunden muss. Noch scheint mir alles sehr unübersichtlich. Das wird sich aber hoffentlich noch alles geben.

Als ich wieder raus kam, fing es an zu regnen. Auf Hopp on Hopp off-Tour zu gehen erscheint mir da kontraproduktiv. Aber es kam der Bus, der zum Capilano-River fährt, zur Capilano Suspension Bridge. Vielleicht sieht es weiter draußen besser mit dem Wetter aus? Ich einfach rein in den Bus.

Es war eine erste Erkundungsfahrt. Ging die Route doch durch den Stanley-Park über die Lions Gate Bridge ein paar Kilometer weiter hoch in die Berge.

Das Wetter wurde besser. Zwar kein Sonnenschein, aber kein Regen mehr, insgesamt zum Wandern recht angenehm.

Mich schockieren hier die Eintrittspreise. Für den Erlebnispark rund um die Suspension Bridge kostet der Eintritt über 53 Dollar! Dabei hatte ich noch etwas Glück, an der Waterfront hätte ich mehr bezahlt.

Aber es war alles sehr schön und erlebnisreich gemacht. Zunächst gab es ein bissel Geschichte. Die Völker, die in Kanada leben, schnitzen ihre Geschichte in Totempfähle und stellen sie an allen geschichtsträchtigen Orten auf. So auch im Park am Capilano-River.

Dann kam ich zur Bridge. Es war schon sehr beeindruckend, so eine große Hängebrücke zu sehen. 137 Meter lang ist sie und hängt in etwa 70 Metern Höhe über dem Capilano-Fluss. Beim Überqueren gibt’s viel Spaß, sie wackelt wirklich recht stark und man braucht ein gutes Gleichgewicht.

Drüben angekommen, gibt es noch den Three-Top-Walk. Die Bäume sind in etwa 30 m Höhe  durch kleine Hängebrücken verbunden. Es macht Spaß, dort oben entlang zu wandern. Außerdem gibt es einen schönen Weg durch den Regenwald mit vielen Erklärungen.

Auch erhielt ich mit der Eintrittskarte einen Wegweiser, auf dem Felder für sechs Stempel ausgewiesen sind. Am Ende bekommt man dann dafür ein Zertifikat. Diesen Ehrgeiz legte ich dann doch an den Tag, um mir alle Prägestempel zu organisieren.

 

Nach der Rücktour über die wackelige Hängebrücke gab es noch einen Cliffwalk. Das war echt schön gemacht, Am Felsen entlang ein Wandersteg, der dann in einem großen Aussichtsbogen nach vorne weit über die Schlucht gebaut war.

Außerdem gab es dann auch noch viel Wissenswertes über den Regenwald, die Natur, die Ökologie . Es war einfach schön und entspannt, dort die Zeit zu verbringen.

Eine schöne Begebenheit hatte ich dort mit einem Brautpaar. Gleich am Anfang baten sie mich um ein Foto und waren begeistert. Wir schwatzten etwas, natürlich in Englisch, plötzlich stellte sich heraus, dass sie Deutsche ist, er Türke. Die Beiden hatten bereits vor drei Jahren geheiratet, aber als Studenten wenig Geld. Jetzt war er zu einem Kongress im Convention Center und sie flog hinterher mit dem Hochzeitskleid im Gepäck. Den Park nutzten sie einfach für ein Fotoshooting und hatten offenbar viel Spaß. Ich traf sie immer wieder und war verblüfft, dass sie gar nicht fror in ihrem Hochzeitskleid.

Die Rückfahrt ging dann über andere Wege. Der Fahrer bot uns echt Sightseeing an.

Als ich zurück im Zimmer war, hätte ich am liebsten ein Stündchen geschlafen, aber ich wollte mich auch noch vorbereiten auf die Oper. Also dann doch eher Dusche und nur ein paar Minuten ruhen.

Ankunft in Vancouver

Die Stadt begrüßt mich mit einem strahlenden Lächeln. Ich hatte mir ein paar Kanadische Dollar eingetauscht, da ich mir ja gleich eine Fahrkarte kaufen musste. Da alles nur an SB-Terminals geht, bat ich um die Hilfe eines jungen Mannes, der mich auch genau einwies und zeigte.

Ab in den Skytrain, der dieses Wort eigentlich nur am Anfang verdient. Dann wird er doch zur U-Bahn. Ich fahre bis zur Waterfront und steige um in die Expo-Line. Drei Stationen U-Bahn und ich komme zwischen etlichen Hochhäusern raus. „Links raus und das erste Hochhaus….“ Hmmm, so ganz einfach ist es dann doch nicht. Links ging nämlich gar nicht. Ich hatte offensichtlich den falschen Eingang erwischt. Mit ein bissel Rundumlaufen fand ich dann aber das Haus und fragte mich durch, wie ich da nun die Beschreibung meines Hausherren umsetzen kann. Eine Nummer am Haustelefon anrufen, rein, Fahrstuhl, 12. Etage, Klopfen, er lässt mich rein….  Die ganze Geschichte machte mir schon ein freundlicher Hausbewohner zunichte, der mich mit reinnehmen wollte. Im Fahrstuhl in der 8. Etage dann: „Ich kann nur in die 8. Etage, weiter geht’s nicht mit meinem Chip.“ Super, ich wieder runter. Mit dem Nummernwählen klappte das irgendwie nicht so recht. Irgendwas hatte ich verpeilt. Aber es gibt ja die Security in so einem Haus und der Herr half mir, dass ich zumindest in die 12. Etage kam. Auf mein Klopfen hin rührte sich keiner. Ohje, es ist jetzt nach alter Zeit nachts nach um 3, ich bin totmüde und keiner da.

So einfach an der Tür klinken macht man ja als guterzogener Mensch auch nicht.

Glücklicherweise fiel mir ein, dass ich mich ja im WLAN anmelden könne, die Daten hatte ich ja. Schnell ne Mail, innerhalb von Sekunden die Antwort. „Tür ist offen, ich komme später.“ Das nenne ich ja mal Vertrauen.

Dieser Anblick erwartete mich bei meiner Ankunft.

Als erstes schmiss ich alles von mir und fiel ins Bett. Vier Stunden später ging die Tür.

Flo ist ein sehr angenehmer und netter Typ. Er ist eigentlich Franzose, lebt aber bereits seit 20 Jahren im englischsprachigen Bereich und ist mittlerweile Kanadier. Hat viel Arbeit, aber auch genügend Zeit, um viel Ski zu fahren. Er war in der vergangenen Saison immerhin 40 Tage auf der Piste. Und Freitag will er auch noch einmal gehen. Das geht dort oben noch und bei dem Wetter fährt er wohl mit Shorts und T-Shirt. So ganz hab ich das nicht abgenommen, weiß nicht, ob es vielleicht doch eher ein Joke war.

Und nun ist die Skisaison fast vorbei und nun kann er auch wieder mehr reisen. In zwei Wochen fliegt er nach Toronto für einen ganzen Monat. Arbeiten, Freunde treffen.

Wir verabschieden uns schnell, es ist immerhin fast um 11. Und ich schlafe doch tatsächlich bis morgens um 6. Werde schon in die Zeit hier reinkommen.

Anreise nach Vancouver

Nun geht’s los.

Gestern gab´s noch einen Aufreger. Ich checkte ein und wartete auf die Möglichkeit, mir meinen Platz im Flieger aussuchen zu dürfen. Aber LKM ticktda anders. Es wird einfach ein Platz zugewiesen.

Beim Öffnen der Bordkarte kam dann das Malheur. Berlin-Amsterdam ein Mittelplatz, so ziemlich das Letzte, was man im Flieger so mag. Und auf dem langen Kanten Platz H! Das ist offensichtlich ein Gangplatz. Es geht, aber ich wollte doch ans Fenster!

Na, vielleicht hab ich ja Glück und kann noch einmal tauschen.

Ich hatte in Tegel Zeit. Da machte mir die Riesenschlange an der Abfertigung auch nichts aus. Ich brauchte eine ganze Stunde bis zur Kofferabgabe.

Beim Check ln dann eine sehr freundliche Dame, die mir mit einem großen Bedauern mitteilte, dass kein Fensterplatz mehr frei sei. Ich glaube es einfach, bleibt mir ja auch nichts anderes übrig. „Mit einem Gangplatz haben Sie doch dafür eine gute Wahl!“  Okay, ist die klarste Aussage, dass der Aufwand für einen Tausch nicht gemacht werden muss.

Die Kontrolle ging fix – auch gabs doch tatsächlich mal keinen Kamera-Extra-Sicherheitscheck.

Bei Heinemanns im Duty Free dann ein gemütlicher junger Mann, der mir 10 Euro Geburtstagsrabatt 😉 zusicherte. Dafür kann ich mir dann doch tatsächlich mein Parfüm für einen guten Preis kaufen.

Außerdem bot er Wasser für einen Euro an – da schlug ich gleich zu und erpackte mir eine Flasche sogar für den Anschlussflug ein.

Boarding ging ganz schnell und ich sitze kurz nach 12 im Flieger.  Es gab dann sogar etwas zu essen. Nett gemacht in einer kleinen Box. Ein Toast, Keks und ein kleiner Becher Wasser. Dazu etwas Weiteres zu trinken.

Nach reichlich einer Stunde gings durch ne dicke Wolkendecke runter. Nach einem sonnigen Flug wars in Amsterdam bedeckt. Es gab dann eine automatische Passkontrolle mit Foto – ich würde mir da gern mal das Verfahrensverzeichnis anschauen, was die da so mit den über 50 Millionen Fotos im Jahr machen.

Amsterdam Schiphol ist der größte und wichtigste Flughafen in den Niederlanden und liegt 17 km vom Zentrum Amsterdams entfernt. Er ist der viertgrößte Flughafen in der EU. Die 52,6 Millionen Fluggäste im Jahr können zu 323 weltweiten Destinationen fliegen. Rundum ist eine riesige Airport-City aufgebaut mit ca. 500 Betrieben und 65.000 Arbeitsplätzen. Selbst der Flughafen ist eine eigene Erlebniswelt mit riesigem Shopping-Center, sogar einem Museum.

Das Boarding ging dann wieder schnell. Erstaunlich, dass man nicht etwas sortiert und die hinteren Reihenzuerst reinlässt. Aber irgendwie geht’s auch unsortiet recht fix. Die Flugzeit wird mit 8:40 angegeben, ich habe 7956 km vor mir. Die Route geht über Nordschottland, Island, Grönland und dann über den Norden von Kanada nach Vancouver.

Die Flugeinweisung war unglaublich schön gemacht. Typisch niederländisch. Mit blau-weißen Kacheln wurden alle Anweisungen nachgestellt. Es war echt nett anzuschauen.

Erst einmal genoss ich das Medienangebot und schaute mir „A Star ist Born“ an. Was für ein schöner Film!

Auf dem Weg zur Toilette traf ich Veronique, eine Schweizerin, die nun Kanadierin ist. Es ist gut, dass ich schon etwas Englisch sprechen kann und muss.  Sie ist Friseurin in einem Salon, der ganz in der Nähe der Schule ist. Na mal schauen, ob ich sie mal wieder treffe.

Von Island habe ich die Nordwest-Spitze gesehen. Es war beeindruckend, die schneebedeckte Mitte,v on der viele Fjorde abgehen.

Das Schlafen funktionierte in dem Flieger nicht so richtig. Da es ein Tagesflug ist, sind alle munter und laufen im Flieger umher, schwatzen. Es ist an Ruhe kaum zu denken.

Wir werden gut versorgt. Normales Essen, zwischendurch ein Eis, ständig Wasser, Schokostücke, Müsliriegel und Kekse kann man sich einfach holen. Die Zeit vergeht schneller als man so annimmt.

Für mich war faszinierend, als wir über Grönland fliegen. Stahlblauer Himmel, super Sicht und Eis, Schnee, viele Konturen, Wasser – es war ein überwältigender Anblick.

Der Anflug auf Vancouver dann auch im Sonnenschein. Leider konnte ich nicht so viel sehen, weil ich ja den dritten Platz vom Fenster aus hatte.

Das ganze Prozedere mit der Einreise ging schnell. Es wird alles automatisch an Terminals gemacht. Zollabfragen, Dokumentenscan, wieder ein Foto. Aber dann kam doch noch mal eine Passkontrolle. Sie scheinen irritiert zu sein, wenn jemand allein reist. Aber dann doch eine nette Mine und ein Lächeln auf dem Gesicht, als ich mich outete, zum Englisch-Kurs zu kommen.

Mein Koffer kam auch und so gings nun los mit meinem Abenteuer Vancouver.

Erste Vancouver-Infos

Immer wieder werde ich gefragt, wie weit nördlich von uns aus Vancouver liegt. Klar ist ja, Vancouver liegt an der Westküste Kanadas am Pazifik, nur wenige Kilometer nördlich von der US-amerikanischen Grenze entfernt. Bis nach Seattle, der nächsten großen USA-Stadt, sind´s grade mal knapp über 200 km.

Vancouver liegt jedoch breitengradmäßig nur ganz knapp höher als Stuttgart. Das verblüffte mich dann doch auch etwas.

Durch eine exklusive Lage direkt am Meer mit den Coast Mountains im Rücken gibt es dort jedoch ein ganz anderes Klima als in Stuttgart. Vancouver gehört zu den kanadischen Städten mit dem mildesten Wetter.

Die Kuroshioströmung (auch Japanstrom genannt) sorgt für Wärme von der Pazifikseite, außerdem hält im Rücken der Stadt der Gebirgszug „Coast Mountains“ im Winter die sehr kalte Luft aus dem Osten ab.

Die Winter sind vor allem sehr verregnet, es gibt fast keinen Frost oder Schnee und die Sommer sind auch nicht übermäßig heiß. Es werden Temperaturen von 19-22° im Hochsommer angegeben und es gibt kaum Regen.

Ich werde in den kommenden zwei Wochen zunächst Temperaturen um die 15° etwa haben, die sich Mitte Mai in Richtung 20-23° entwickeln werden.  Und es wird vor allem Sonnenschein geben, kaum Regen derzeit in Sicht! Damit hoffe ich auf gute Fotos und eine schöne Atmosphäre in der Stadt.