Die französischen Meister

Ich habe heute doch wirklich mal acht Stunden geschlafen! Es tat nach dem doch auch recht anstrengenden Wochenende richtig gut und ich fühle mich wieder fitter.

In der Schule geht es nur noch um den Test morgen. Es ist eigentlich unmöglich, dass mir nicht nur der morgige Tag „geklaut“ wird, sondern auch noch etliche Zeit in diesen Tagen vorher. Ich brauche ja keinen Test für irgendeine Einstufung in ein offizielles Level und hab auch nur zehn Tage hier. Aber was solls. Michael zuliebe mach ich das eben mit und protestiere nicht zu lautstark. Er kann ja auch nichts für die Schulplanungen.

Eigentlich war ich heute mit Michelle verabredet, um zur Gemäldegalerie zu gehen. Derzeit läuft eine Ausstellung „French Moderns – Monet to Matisse“. Aber Michelle gings nicht so gut, also zog ich allein los.

Da hier ja alles fußläufig erreichbar ist und Google mir sagte, ich brauche grad mal 15 Minuten, ging ich mal ein paar andere Straßen entlang als üblicherweise auf meinem Schulweg.

Ich kam an einem sehr schicken Eingangsbereich eines Hochhauses vorbei. Markant waren insbesondere die Sitzgelegenheiten, aber auch alles andere war schick und sehr stylisch.

Beim näheren Hinschauen traf mich dann fast der Schlag! Stehe ich da doch tatsächlich im Eingangsbereich des Trump-Towers von Vancouver.

Dieser Mensch hat sich aber auch überall an den ersten Adressen verewigt! Und es ist auch noch das höchste Haus hier weit und breit. Später hab ich auf den Bildern von der Skyline gesehen, dass der Trump-Tower tatsächlich gemeinsam mit dem Living Shangri-La das höchste Gebäude der Stadt ist. 183 m hoch und 69 Etagen hat es und wurde gerade mal am 5. Januar 2017 – kurz vor seinem Amtsantritt – eröffnet. Jede Etage verdreht sich etwas zum darunterliegendem Stockwerk, sodass sich das gesamte Gebäude um 45° verdreht. Offiziell heißt es, dass es die Form eines hyperbolischen Paraboloids habe. Es wurde innerhalb von vier Jahren erbaut, von 2012 bis 2016 und hat 360 Millionen Dollar gekostet. In den ersten 15 Etagen befindet sich mit 147 Zimmern das Trump Hotel, darüber sind 238 Premium-Eigentumswohnungen, dazu eine Lounge, Wellness- und SPA-Einrichtungen, ein Restaurant, Geschäfte und Vancouvers erster Pool-Bar-Nachtclub.

Auf der Hop on Hopp off Tour fiel mir die Christ Church Cathedral auf. Es ist eine der ältesten Kirchen Vancouvers und wurde bereits 1889 erbaut. Es war damals das höchste Gebäude der Stadt. Heute sieht es eher beschaulich aus zwischen den ganzen Wolkenkratzern.

Ihre wichtigste Aufgabe sieht diese Kirche heute in der Unterstützung der Armen. Daneben steht ein neuer Glasturm, in dem die Glocke jede Stunde vier Mal schlägt. Ich habe mich sehr gefreut, dass die Kirche für Besucher geöffnet war. Ich war begeistert von den Kirchenfenstern. Alle sind mit bunten Bleiglasfenstern ausgeschmückt und erzählen Geschichten. Aber auch der Holzdachstuhl war beeindruckend.

Es ist eine sehr schöne Kirche und ich bin froh, dass ich noch hineingehen konnte und es vor allem nicht vergessen habe.

Eine Straße weiter war ich schon an der Galerie. Ich musste nicht anstehen, bekam auch ein Studententicket – er glaubte mir, dass ich an der ILAC-Schule bin. Und ich gab Jacke und Rucksack ab, damit war der Besuch der Galerie sehr entspannt.

Glücklicherweise hatte ich mein Handy aber behalten. Normalerweise darf man ja in vielen Galerien nicht fotografieren, aber hier schien das erlaubt zu sein.

Zunächst war ich etwas enttäuscht, dass nur ein Bild von Monet ausgestellt ist. Auch Matisse ist nur mit einem Bild vertreten. Aber die beiden scheinen eben auch die Zugpferde für diese Ausstellung zu sein.


Claude Monet, Pourville am Meer, 1882


Henry Matisse, Straßen in Malabry, 1916

Aber dafür gab es andere Bilder, die sehr, sehr schön waren. Ein Manet begeisterte mich und ein Cezanne.


Edouard Manet, Junges Mädchen auf der Bank, 1880


Paul Cezanne, Das Dorf Gardanne, 1885-86

Vor allem aber war ich von einem Bild von Robert Delaunay angetan, Dans Le Jardin. Das würde ich sofort kaufen, wenn ich so viel Geld wie Trump hätte. 😉

Noch ein weiteres Bild war für mich unglaublich anziehend. Ein Renoir!

Pierre-Auguste Renoir, Die Weingärten von Cannes, 1908

Diese beiden Bilder sind für mich die Höhepunkte der Ausstellung gewesen. Es ist ein sehr tolles Gefühl, solche Bilder, die man eigentlich nur von Schulbüchern oder vom Internet her kennt, im Original anzuschauen.

Als ich die Galerie verlassen wollte, stand eine unendlich lange Schlange an. Jeden Dienstag gibt es ab 17:00 Uhr einen ermäßigten Eintrittspreis. Normalerweise kostet der Eintritt 24 Dollar, ich zahlte 18 und ab 5 dann nur 10 Dollar. Ich war froh, die 8 Euro mehr gezahlt zu haben und dafür zwar nicht allein, aber mit nur wenigen Besuchern in der Galerie zu sein.

Heute war übrigens ein Regentag in Vancouver. Nach ein paar Tröpfelchen am ersten Tag war dies mein erstes richtiges Regenerlebnis in dieser Stadt. Aber es regnete eben so vor sich hin. Morgens waren die Wege richtig rutschig. Selbst mit meinen Turnschuhen musste ich da echt aufpassen. Es ist hier aber recht gut gelöst mit dem Regen. Zum einen hat ein Vancouveriter immer einen Schirm bei sich und zum anderen gibt es sehr viele Überdächer von den Häusern, meist aus Glas, die die Gehwege vor Regen schützen. Damit kam ich ohne Schirm dennoch relativ entspannt durch die Stadt.

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